Abbiegeassistent: Eine Lösung ist da – der Wille zur Umsetzung fehlt.
Montag, 6. August 2018
Wöchentlich stirbt im Schnitt ein Fahrradfahrer/ eine Fahrradfahrerin bzw. ein Fußgänger/ eine Fußgängerin an den Folgen einer von einem abbiegenden Lkw verursachten Kollision. Eine Zahl, die von Jahr zu Jahr stetig wächst. Zwischen 2012 und 2016 kam es zu insgesamt 620 Zwischenfällen, die teilweise tödlich endeten. Laut Experten ließe sich diese Zahl stark verringern.
Ein eingeschränktes Blickfeld sowie alltägliche Stresssituationen im Straßenverkehr deutscher Städte machen es den Lkw-Fahrern und -Fahrerinnen immer schwerer, den Überblick zu behalten. Zwar dienen mehrere Außenspiegel, welche gesetzlich vorgeschrieben sind, dazu, die Sicht aus dem meterhohen Fahrerhaus zu verbessern, einen endgültigen Lösungsansatz stellen diese jedoch nicht dar.
Immer wieder und öfter werden Stimmen laut, die weitere Sicherheitsmaßnahmen fordern. Eine technische Hilfestellung existiert mit dem Abbiegeassistenten bereits seit fast 10 Jahren. Dieser überwacht die seitlichen Zonen des Lastkraftwagens und informiert zunächst optisch bei Erkennen weiterer Verkehrsteilnehmer – droht eine Kollision, ertönt zusätzlich eine akustische Warnung. Der Abbiegeassistent soll den Fahrer akustisch, optisch oder taktil vor beschriebenen Zwischenfällen rechtzeitig warnen
Was im Pkw-Bereich als Totwinkelassistent bereits seit Jahren erhältlich und gern genutzt wird, hat sich jedoch im Lkw-Bereich bislang noch nicht durchsetzen können. Über die Gründe dafür lässt sich lediglich spekulieren, dessen Notwendigkeit und Vorteile stehen aber außer Frage.
Erste Hilfsmittel wurden bereits initiiert: Neben der Forderung zu blickenden Seitenmarkierungsleuchten und dem Ersatz von Spiegeln durch Kamera-Monitor-Systemen. wird an einer Vorschrift, Nutzfahrzeuge ab einem zulässigen Gesamtgewicht von 3,5 Tonnen mit einem Abbiegeassistenzsystem nach dem Stand der Technik auszustatten bzw. nachzurüsten, aktuell intensiv gearbeitet.
Am 26.06.2018 wurde dahingehend auch ein Beschluss des deutschen Bundestages zur Verbesserung der Verkehrssicherheit gefasst. Ziel ist es, den Schutz aller Verkehrsteilnehmer in der deutschen Verkehrspolitik an oberster Stelle zu sehen. Bereits vorhandene Techniken sowie umsetzbare Maßnahmen sollen, vor allem zum Schutz von Fußgänger/innen und Fahrradfahrer/innen vor möglichen Kollisionen mit abbiegenden Lkws, ergriffen werden. Im genannten Beschluss wird die Bundesregierung aufgefordert, einerseits eine nationale Regelung zur Einführung von LKW-Abbiegeassistenz-Systemen zu prüfen und umzusetzen, sollte eine europäische Lösung zeitnah nicht möglich sein wird, andererseits zur schnellen Marktdurchdringung entsprechende Investitionen zu fördern, verfügbare Haushaltsmittel zu nutzen sowie Anreizsysteme zur Weiterentwicklung von Abbiegeassistenz-Systemen zu schaffen.
Das wären erste Schritte für ein sichereres Nebeneinander im Straßenverkehr – eine Verbesserung, wenn auch vorerst (vermutlich) nur auf nationaler Ebene.
Quellen (Stand 30.07.2018):
http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/19/012/1901202.pdf
http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/19/029/1902984.pdf
http://dip21.bundestag.de/dip21/btp/19/19042.pdf, S. 4307